Rückblicke

Flüchtlinge willkommen im Naturfreundehaus 2

Naturfreundehaus öffnet für Flüchtlinge Willkommen bei den Naturfreunden

Naturfreundehaus öffnet für Flüchtlinge Willkommen bei den Naturfreunden
aus dem Rüsselsheimer Echo vom 28.04.2016 Von MARAIKE STICH

Seit Februar öffnet das Rüsselsheimer Naturfreundehaus jeden Montag seine Räume für Flüchtlinge. Die Besucherzahlen schwanken, doch für manche ist das Haus im Wald schon ein fester Anlaufpunkt geworden. Auch am Fest zum 1. Mai wollen sich einige beteiligen.


Die Naturfreunde Hilda Kempe und Manfred Schmitt unterstützen die Syrerin Eman.

In dieser Woche kamen zehn Flüchtlinge zum allwöchentlichen Treffen montags um 15 Uhr in das Rüsselsheimer Naturfreundehaus. Es hat schon Treffen mit dreißig Besuchern und andere mit nur vier gegeben. Die meisten kennen sich schon aus im Haus, und mittlerweile organisieren alle den Weg dorthin alleine. Zu den ersten Treffen hatte Naturfreundin Margret Hochgesand die Interessierten noch abgeholt.
„Man muss etwas tun“

Die Idee zu dieser Initiative kam von Marion Loose. „Man muss etwas tun“, dachte sie Anfang des Jahres, nachdem immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kamen und die Verhältnisse recht chaotisch waren. Sie erkannte, dass neben der behördlich organisierten Unterbringung und Verpflegung Bedarf an weiterer Unterstützung oder auch nur an Gesellschaft da sein würde. Und so bieten die Treffen nun beides: Hilfe bei Problemen, aber auch die Möglichkeit zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten.

Loose kommt vom Fach, vor dem Vorruhestand hatte sie als Bereichsleitung Soziale Dienste bei der Stadt Rüsselsheim gearbeitet. Bei den Naturfreunden sei sie bis dahin eine Karteileiche gewesen, sagte sie. Dennoch fand sie schnell Unterstützer für ihre Idee. Mittlerweile sind pro Treffen fünf Betreuer in unterschiedlicher Besetzung dabei.

Während es auch schon Treffen gab, in denen gemeinsam Deutsch gelernt wurde, standen dieses Mal geselliges Beisammensein und Spiele auf dem Programm. Es gebe keine feste Tagesordnung. Man warte ab, wer kommt und tausche sich dann aus. Daraus ergebe sich das weitere, berichtete Loose. Spiele sind im Naturfreundehaus vorhanden, Arbeitsblätter zum Deutsch lernen ebenso. Im Sommer können dann auch die Außenanlagen des Hauses genutzt werden.

Diesmal hatte sich schnell eine Gruppe um Margret Hochgesand zum gemeinsamen Spielen versammelt. Ein Klassiker wie Jenga lässt sich auch ohne gemeinsame Sprache spielen. Die Syrer Yousef Almamar, Hassan Almoheisen, Issa Lahmedie und Alhassan Abdulillah waren mit Spaß bei der Sache.

Issa Lahmedie ist Koch von Beruf. Seine Frau und Kinder sind in Syrien, ihr Haus in Aleppo zerbombt, sie leben in einer Turnhalle. Um seine Familie nachzuholen, müsste er Deutschkenntnisse, eine Arbeit und eine Wohnung nachweisen. Zwar besuche er, wie alle anderen auch, den täglichen Sprachkurs, aber Arbeit oder Wohnung zu finden, sei sehr schwer. Loose bestätigte, dass man schon versucht habe, bei der Wohnungssuche zu unterstützen, bisher aber noch keinem einzigen Flüchtling eine Wohnung habe vermitteln können. Lahmedie vermisst seine Familie und wird vermutlich zu Frau und Kinder nach Syrien zurückkehren.

Almamar Yousef hat große Schmerzen im Rücken. Auf der Flucht war sein Boot gekentert, von den 55 Menschen an Bord starben fünf. Acht Stunden musste er im kalten Wasser ausharren, dabei wurde sein Rücken geschädigt. Jetzt wartet er auf eine Rücken-Operation, die von einem Arzt in Groß-Gerau schon vor längerer Zeit als dringend notwendig eingestuft worden sei. Gegen die großen Schmerzen nehme er nun schon mehrere Monate Cortison, was natürlich nicht ohne Nebenwirkungen bleibe.

„Man kriegt bei den wöchentlichen Treffen mit, dass bei jedem Flüchtling eine Geschichte hintendran hängt“, fasste es Marion Loose zusammen. Die Menschen seien froh, wenn sie eine Gelegenheit hätten, mit den Rüsselsheimern ins Gespräch zu kommen, um das Gelernte im Sprachkurs anzuwenden und mal den beengten Verhältnissen im Wohnheim zu entkommen. Und auch um von sich, der Familie und der Heimat zu erzählen und Bilder zu zeigen.
Spezialität aus Syrien zum 1. Mai

Schon beim großen Frühjahrsputz im Naturfreundehaus hatten sich einige der regelmäßigen Besucher beteiligt. Nun wird der Koch Issa Lahmedie das Speisenangebot bei der 1.-Mai-Feier um eine Spezialität aus seiner Heimat bereichern.

Ausführlichere Informationen zu dieser Initiative der Rüsselsheimer Naturfreunde sind im Internet zu finden auf unter Rückblicke.
 

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