150. Montagsdemo am Flughafen
Unermüdlich seit 150 Demonstrationen
aus dem Rüsselsheimer Echo vom 29.09.2015
Von ROBIN GÖCKES
Etwa 1320 Fluglärmgegner demonstrierten gestern Abend im Frankfurter Flughafen.
Zur 150. Montagsdemo im Terminal 1B waren auch viele Rüsselsheimer, Nauheimer und Treburer angereist.
Durchhaltewillen demonstriert Wolfgang Fickus aus Nauheim, der jede woche am Flughafen zur Demo ist.
Durchhaltewillen demonstriert Wolfgang Fickus aus Nauheim, der jede woche am Flughafen zur Demo ist.
Der Termin ist fix, und das seit mittlerweile fast vier Jahren. Immer montags, 17.15 Uhr, trifft sich ein Grüppchen Unermüdlicher auf Bahnsteig 2 am Rüsselsheimer Bahnhof. Unweit des östlichen Wartehäuschens versammeln sie sich, steigen in die Regionalbahn, die – mehr oder weniger pünktlich – gegen 17.20 Uhr vor ihren Nasen hält. Eine Station später steigen sie aus, schlendern durch die unterirdischen Verbindungsgänge bis ins Terminal 1 B.
Den Weg sind sie inzwischen Dutzende Mal gegangen, kennen jede Ecke. Dass sie ihn nach fast einem halben Jahrzehnt und 150 Demonstrationen im Terminal immer noch gehen würden, damit hatten sie am Anfang selbst nicht gerechnet. „Man hat ja immer gedacht, dass sich was tut. Und es wurden uns ja auch immer wieder Hoffnungen gemacht“, sagt der Nauheimer Horst Walter, der zu der Gruppe gehört, die regelmäßig aus Rüsselsheim zur Demo am Flughafen fährt. Er ist von Anfang an dabei, verpasst kaum eine der Protestaktionen in der Abflughalle. „Und ich höre auch nicht auf damit, bis wir ein Ergebnis haben“, sagt er, fast etwas trotzig.
Mit dieser Einstellung war er am Montagabend nicht alleine. Rüsselsheimer, Nauheimer, Treburer, Mainzer, Frankfurter suchten sich ihren Platz in der Menschenmenge im Terminal – kleine regionale Inseln bildeten sich schnell. Man kennt sich, wenn über einen so langen Zeitraum immer wieder ein und derselbe Termin im Kalender steht.
Was sie eint, ist der nicht enden wollende Ärger gegenüber dem Fluglärm, dem anscheinend ungehinderten Wachstum des Flughafens als Luftverkehrs-Drehkreuz mit den damit verbundenen Auswirkungen. Und der Wille, nicht aufzugeben und nicht nachzulassen.
Den verspürt auch Willi Hamann. Wenn nichts Besonderes anliegt, verbringt auch der Rüsselsheimer Naturfreund seine Montagabende im Terminal. „Wir Naturfreunde sind eigentliche jede Woche im Schnitt mit fünf Leuten dabei“, erzählt er. Um seinen Hals hängt ein gut gefüllter Jute-Beutel. „Da sind Bonbons drin. Die verteile ich hier jede Woche. Nur für den Fall, das mal jemand was Süßes braucht“, erklärt er. Lange dauert es nicht, bis der erste zugreift.
Auch Hamann ist seit dem Start der Demos mit dabei, immer wieder, unermüdlich. „Am Anfang habe ich ja gedacht, es wäre schon ein Erfolg, wenn wir ein halbes Jahr durchhalten“, sagt er. Im Laufe der Jahre sei die Zahl der Demonstranten zwar immer mal wieder geschwunden, „aber die Substanz ist erhalten geblieben. Das hätte am Anfang natürlich niemand gedacht“.
Lärmpausen und Nachtflugverbot
Das gilt wohl genauso für die Entwicklungen, die in den vier Jahren des Protestes angestoßen wurden. Auf der Habenseite der Fluglärm- und Ausbaugegner stehen zweifelsfrei Erfolge wie das Nachtflugverbot oder auch das Lärmpausenmodell. Mit dem sind zwar die wenigsten wirklich glücklich, dass aber überhaupt über solche Mittel nachgedacht wurde, ist sicherlich auch dem beständigen Druck der Protestierenden zu verdanken.
Es gab in den vergangenen Jahren aber eben auch Entscheidungen, an denen der Druck der Demonstranten nichts ändern konnte. So wurde die Baugenehmigung für das neue Terminal 3 – der erste Spatenstich soll Anfang Oktober den symbolischen Startschuss für das Mega-Projekt geben – trotz hektischer Protestversuche erteilt.
„Glücklich bin ich mit dem, was in der Zwischenzeit erreicht wurde, natürlich überhaupt nicht“, sagt der Rüsselsheimer Hamann. Zentrale Forderungen wie etwa nach einer echten Nachtruhe, blieben bestehen. Und die Protestierenden wollen weiterhin ins Terminal kommen, immer montags. Um den Druck aufrecht zu erhalten, als Korrektiv der Politik. „Uns bleibt ja gar nichts anderes übrig, als weiterhin zu demonstrieren. Wir müssen so lange durchhalten, bis die Politiker endlich wach werden“, sagt Hamann.