Rückblicke

Kosten höher als Profit

Für eine nachhaltige Balance: Dirk Treber und Karl-Heinz Peil stellten im Naturfreundehaus ihr Positionspapier zur Forderung einer Gesamtbelastungsstudie für das Rhein-Main Gebiet vor.

Bild und Text: Rüsselsheimer Echo 20.01.2014, Daniela Hamann:

In der Reihe „der 3. Freitag“ der Naturfreunde Rüsselsheim stellten Dirk Treber und Karl-Heinz Peil vom Netzwerk Umwelt und Klima Rhein-Main ihr Positionspapier zur Forderung einer Gesamtbelastungsstudie für das Rhein-Main Gebiet vor.

Bereits bei seiner Gründung im Jahr 2007 hatte das Netzwerk Umwelt und Klima Rhein-Main (NUK) die Forderung nach einer Gesamtbelastungsstudie als zentrales Ziel der Arbeit benannt. „Wir haben in den vergangenen sechs Monaten an unserem Positionspapier gearbeitet“, informierte Dirk Treber. Dabei betrachtete er zusammen mit Karl-Heinz Peil vom NIK und Michael Rothkegel vom BUND, der ebenfalls an der Zusammenstellung des Positionspapiers mitgewirkt hat, vor allem auch die Ergebnisse und Methoden aktuell laufender oder erst kürzlich abgeschlossener Studien aus dem gesamten europäischen Raum.
Interesse an Ergebnissen der Norah-Studie

„Sehr interessant ist für uns auch die Norah Studie, die aktuell noch läuft“, sagte Karl-Heinz Peil. Darin werden die Zusammenhänge zwischen Lärm, Belastung, Denkprozessen und Gesundheit bei Kindern untersucht. Dabei untersucht die Studie vor allem Lärm, der durch Flug-, Schienen- und Straßenverkehr entsteht.

Karl-Heinz Peil bemerkte dazu: „Durch die Norah-Studie hat man zum Beispiel herausgefunden, dass Kinder, die permanent einem höheren Pegel am Lärm durch Flug- oder Straßenverkehr ausgesetzt sind, schlechtere Leistungen in der Schule erbringen als Gleichaltrige, die in Ruhe leben und lernen können“.

Das Rhein-Main Gebiet sei eine Drehscheibe nicht nur im Bezug auf den Flugverkehr, sondern auch in Hinsicht auf den Straßenverkehr, stellte Peil fest: „Im Rhein-Main Gebiet herrscht eine totale Verkehrsinflation durch die Ausweitung des Imports und Exports, durch die Logistik und verkehrsbezogenen Wirtschaftsbereiche und die vielen Pendler“. Mithilfe des Positionspapiers möchten die Verfasser darauf hinweisen, dass „mit den aktuell vorhandenen Instrumenten externe Kosten im Bezug auf die Gesundheit oder die Umwelt, zum Beispiel im Hinblick auf den Flughafenausbau, nicht erfasst werden können“.
Gemeinsames System statt Einzelverfahren

Aus diesem Grund fordern Treber, Peil und Rothkegel, dass die Anwendung von in anderen Studien bereits vorhandenen Methoden und Empfehlungen in die Landespolitik einfließen, damit adäquate Instrumente eingesetzt werden können, die auch die Belastung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit erfassen und in einem weiteren Schritt deren Kosten ermitteln können. Dabei sei es wichtig, keine Einzelverfahren anzuwenden, sondern ein gemeinsames Zielsystem zu implementieren.

Was vielen nicht klar sei, so Karl-Heinz Peil, sei die Tatsache, dass Einschränkungen im Flughafenausbau einerseits nicht zu wirtschaftlichen Einbußen führten, dass aber andererseits Kosten ganz anderer Art entstünden: durch Umweltschäden, durch den Verbrauch natürlicher Ressourcen, durch Flächenversiegelung, durch den Verlust der Artenvielfalt oder durch Gesundheitsschäden aufgrund von Stickoxide und Feinstaub in der Luft, von Verschmutzung des Trinkwassers und Lärmbelastung. „Diese Kosten übersteigen oft den wirtschaftlichen Profit“.

Ein Masterplan für eine nachhaltige Entwicklung des Rhein-Main-Gebiets ist somit ein zentrales Thema des von Peil und Treber vorgestellten Positionspapiers. Genauer gesagt fordert das NUK Rhein-Main eine Gesamtbelastungsstudie für die Region, um eine nachhaltige Balance zwischen wirtschaftlichem Profit und Lebensqualität und Umweltschutz herzustellen und damit zu erreichen, dass die Landesregierung Aufwendungen zur gesundheitlichen und umweltspezifischen Schadensbegrenzung aufbringt.
Weitere Ideen sind gefragt

„Wir haben vor, unsere Forderungen noch im ersten Halbjahr an die hessische Landesregierung zu übergeben“, erklärte Dirk Treber. Bevor es soweit ist, werden er, Rothkegel und Peil ihr Positionspapier noch in weiteren Foren bei Bürgerinitiativen und Gruppierungen in der Region vorstellen. „Wir nehmen gerne noch Vorschläge und Ideen an, die wir in das Positionspapier mit einfließen lassen“, sagte Karl-Heinz Peil.

15 Interessierte hörten am Freitagabend der Vorstellung des Positionspapiers zu und beteiligten sich an der anschließenden Diskussion. Dabei ging es auch um den Hessentag 2017 in Rüsselsheim. Es wurde die Idee vorgetragen, nicht nur die offizielle Stadtpolitik und das Sponsoring von Opel in den Vordergrund zu stellen, sondern auch Ansätze für eine alternative Energie- und Verkehrspolitik. Dies solle in Zusammenarbeit mit Umweltgruppen geschehen, die sich in diesen Bereichen engagieren.

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