Neues Klärsystem für das NFH
aus Rüsselsheimer Echo: 24. April 2012 | Von Ernst Eelmae
Vollbiologisch klären
Naturfreunde – Verein erwägt Bau einer Anlage für das Vereinshaus
Ökologisches Denken drückt sich bei den Naturfreunden schon im Vereinsnamen aus.
Beim Neubau des Rüsselsheimer Vereinsheims vor knapp 20 Jahren nach dem verheerenden Brand konnte dies aber nicht bis zur letzten Konsequenz umgesetzt werden.
Denn es blieb für das Domizil in der Nähe des Waldschwimmbads, das auch für Wanderer als Ausflugsziel und Einkehrstation sowie für Tagungen und Übernachtungen dient, als Restproblem die Abwasserbeseitigung.
Wegen der abgelegenen Lage kam ein Anschluss an das städtische Kanalnetz aus Kostengründen nicht in Frage. Für eine Lösung aber wurde jahrelang angespart. Denn der derzeit noch praktizierte Weg über Auffangbehälter, die regelmäßig geleert werden müssen, was bis zu 5000 Euro im Jahr kostet, belastet den Etat.
Christian Golka hatte nun die Mitglieder zu einem Informationsabend angeregt, um aus eigener Erfahrung den Blick auf einen Ausweg zu lenken. Der hieß „Vollbiologische Kleinkläranlage“, in der Bakterien die Reinigungsarbeit übernehmen, und die ohne allzu große Bauarbeiten am Vereinshaus verwirklicht werden könnte. Dazu war mit Sascha Matthes ein Fachmann für Abwasser-, Regen- und Trinkwassertechnik eingeladen, der die – auch preislichen – Vorzüge eines solchen Kompaktwerkes erläuterte.
Als Hauptvorteil nannte der Spezialist die Reinigungskraft. Die hier jährlich anfallenden 400 Kubikmeter Abwasser würden in 98 Prozent gereinigtes Wasser in der Qualitätsstufe eines Badegewässers. Als Rest fielen etwa acht Kubikmeter Feststoffe an, die über eine nachgeschaltete Kompostierungsanlage noch fruchtbar genutzt werden könnten.
Mit den zuständigen Behörden zu klären wäre noch, ob das Wasser in den Horlachgraben eingeleitet werden dürfte.
Dazu könnte auf Raunheimer Seite des Langeseeweges ein vorhandener Graben genutzt werden. Die Alternative einer Versickerung in einem Schilfteich-Becken als naturnahe Lösung kommt auf dem Naturfreundegelände nicht in Frage, aus Platzmangel, aber auch aus Sicherheitsgründen – der spielenden Kinder wegen. Und auch wegen der Nähe zum Brunnen, aus dem Frischwasser gewonnen wird.
Ebenfalls nicht mit gereinigtem Abwasser befüllt werden dürften – trotz des hohen Sauberkeitsgrades – die beiden Reservebehälter, die der Feuerwehr als Hydrant bei einem Löscheinsatz im Falle eines Waldbrands dienen und die insgesamt 24 Kubikmeter Wasser fassen.
Mit einer Investition von 10 000 Euro erhielten die Naturfreunde schon eine hochwertige Komplettanlage, so Matthes. Bei den von ihm genannten jährlichen Unterhaltungskosten (Service, Wartung, Strom) von maximal 500 Euro würden sie gerade ein Zehntel der bisherigen Ausgaben ausmachen.
Die Preisangebote begännen aber schon bei 5000 Euro. Und bei den Entsorgungskosten müsse in Zukunft mit weiteren Preiserhöhungen gerechnet werden. Bisher erledigen dies die Städtischen Betriebshöfe, deren schwere Fahrzeuge in der Hauptsaison zwischen April und Juli wöchentlich die Abwasserbehälter leerten. Die Beendigung dieses Verkehrs im Wald sei auch ein ökologischer Faktor.
Vorteilhaft für den Verein wirkt es sich aus, dass die zwischen Weg und Gebäude im Erdreich versenkte Anlage ohne größeren bautechnischen Aufwand eingebaut werden kann. Mit der Abkehr von diesem System „Kanal auf Rädern“, so Matthes, habe er ausreichend Erfahrung gesammelt. Sein Hinweis auf eine auf dem Hofgut Langenau bei Trebur installierte Anlage führte zu dem Vorschlag, diese Einrichtung im Rahmen eines Ausfluges zu besichtigen. Die von ihm vorgestellte Kleinkläranlage könne auch im Baukastensystem verwirklicht werden, beginnend mit der Anschaffung des Nötigsten und weiterem Ausbau bei Bedarf, erklärte Matthes. Wie Vereinsschatzmeister Martin Schopen bestätigte, stellt die genannte Summe für die Vereinsfinanzen kein Problem dar. Allerdings müssten die gebildeten Rücklagen auch noch für weitere Investitionen in das Haus herhalten.