Rückblicke

der 3. Freitag: Die Lieb iss e verdeiwelt Ding

Frau Maier alias Maria Gesiarz

Liebeslyrik auf hessische Art

aus dem Rüsselsheimer Echo vom 25.11.2010  

25. November 2010 | Von Ernst Eelmae |

Herzschmerz heiter wie auch melancholisch

Mundart: Mario Gesiarz und Rainer Weisbecker pflegen das »Alt-Frankforderisch «

Tja, die Schlacht bei Hanau. Davon hätten die Zuhörer zu gern mehr erfahren, zumal endlich die Wahrheit darüber angekündigt war. Aber »Fraa Mayer«, die ...

Alt-Frankforderisch ist die Spezialität von Mario Gesiarz und Rainer Weisbecker. Mit ihrem Rezitationstheater gastierten sie in der Kulturabendreihe bei den Naturfreunden. Foto: Ernst Eelmae

Tja, die Schlacht bei Hanau. Davon hätten die Zuhörer zu gern mehr erfahren, zumal endlich die Wahrheit darüber angekündigt war. Aber »Fraa Mayer«, die dies angekündigt hatte, verliert sich gleich im ersten Satz schon weitschweifend in Nebengefilde, wo sie sich doch selbst für »stumm wie en Maafisch« hält.
Die »merkwürdig Verzählung von mei'm Mann seiner Tapferkeit« ist ein Paradestück aus dem Repertoire von Mario Gesiarz, vorgetragen in »Alt-Frankforderisch«. Zusammen mit Rainer Weisbecker pflegt er die Mundart im Rezitationstheater als »Rezi Babbel«, das nun erneut bei den Rüsselsheimer Naturfreunden gastierte in der Kulturabend-Reihe »Der 3. Freitag«.
Eine zentrale Rolle nehmen dabei Liebesbeziehungen ein, von Sehnsucht bis zur Katastrophe. Dazu passen die Blues-Noten Weisbeckers, steht die Liebe bei dieser Musikrichtung doch ebenfalls im Mittelpunkt. Während sich Rainer Weisbecker sprachlich wie musikalisch zeitgenössisch gibt, greift Mario Gesiarz bis ins 19. Jahrhundert zurück. Geschichten, Gedichte, Briefwechsel und auch Fastnachtstexte in guter alter Mundart sind sein Part, vorgetragen im Gehrock mit Zylinder. Friedrich Stoltze und Karl Ettlinger liefern als herausragende Vertreter dieses Genres hier die Vorlagen. Sprachwandel wird hörbar bei so viel »Herzgebobbel«, Übersetzungshilfen bedarf es aber nicht.
Zur köstlichen Unterhaltung gerät, was Weisbecker in Sachen Herzschmerz heiter-witzig wie auch melancholisch zum Besten gibt und dabei Männer- wie Frauenrollen ins Visier nimmt. Wenn er etwa Dippemess statt Paris zu bieten hat und sie angesichts so unterschiedlicher Lebensstile ein »Alder, mach's gud« bereithält. Und er, verlassen und »im gerippte Unnerhemd« nur noch fragen kann: »Wer geht mit mir heut Abend zum Ebbelwoi?« Lebenserfahren fasst Weisbecker zusammen, dass Menschen dann am besten zusammen passen, wenn sie Laster statt Tugenden teilen.
Das Nationalgetränk darf an diesem Abend natürlich nicht fehlen, stilecht in Bembel und Geripptem auch bei den Künstlern auf dem Tisch.
Bisweilen antiquiert klingend, kommt Alt-Frankforderisch beim Publikum sichtbar gut an - kommt es doch deutlich vielfältiger und lebendiger daher als manches Neu-Deutsch, bei dem die Ausdrucksvielfalt in einem »cool« zusammenschmilzt.

 Mehr Bilder siehe unter Galerie

aus der Main-Spitze vom 21.11.2010:

Liebeslyrik auf hessische Art  22.11.2010 -

Duo Rezzi Babbel stellt Repertoire vor.
Hört man den Namen des Charakters des Fabian Sebastian Hampelmann, dürfte möglicherweise dieser einem aus diversen Fastnachtssitzungen oder ähnlichem bekannt sein. Die traditionelle Mundart bewahren und erhalten, denn genau darum ging es am Freitag im Naturfreundehaus an der Horlache, als das fiktive Duo Rezi Babbel mit dem Hampelmann und dem Straßenmusicus ihr Repertoire vorstellten. Das Duo, bestehend aus dem Mundart-Rezitator Mario Gesiarz und Liedermacher Rainer Weisbecker, lieferten ein von lustig, heiteren Gedichten bis zu melancholischem Blues getragenes Konzert ab. Nach dem Motto „alles Schräge zum Thema Liebe“ konnte das Publikum zum einen die Eigenkompositionen des „Musicus“ Weisbecker, zum anderen aber auch lyrische Liebesappelle hören, wenn beispielsweise Gesiarz eine Frau Meier spielte, die ohne Punkt und Komma über die Schlacht bei Hanau zu reden liebte, was dieser als „die Komödie pur“ bezeichnete. Weisbecker ergänzte die Show durch „Mundart-Blues“ und studierte auch teilweise mit dem Auditorium einen „mehrstimmigen Chorgesang“ ein, der dann mal über das Alleingelassen werden des Freundes berichtete. Im Mittelpunkt des Abends standen die großen Werke der Humoristen und Satiriker Friedrich Stoltze und Karl Ettlinger. Wie Gesiarz erklärte, wurden speziell für diesen Abend auch unbekanntere Stücke und Gedichte ausgewählt, um ein möglichst vielseitiges Programm zu schaffen.

Die Veranstalter zeigten sich zufrieden, dass dieser dritte Freitag im Monat endlich wieder durch solche Ereignisse auflebe.

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