Jubiläumssommerfest
Jubiläumsfeier mit viel Besuch und reichlich Sonne
“Wie erging es den Naturfreunden vor 100 Jahren?” Heike Pockrandt, erste Vorsitzende der Rüsselsheimer Naturfreunde, begrüßt die Besucher der Jubiläumsfeier mit dieser Frage und sie hat auch eine Antwort.
Nach dem ersten Weltkrieg habe ein großes Bedürfnis nach Nähe, Natur, Wandern und kulturellem Austausch bestanden. Auch wenn seitdem viel passiert ist, auf diese Ziele können sich sicher auch heute noch die meisten von uns einigen.
Entstanden im Umfeld der Arbeiterbewegung, sind die Naturfreunde auch heute noch auf der Seite derer, die sich für Gleichberechtigung und eine klassenlose Gesellschaft einsetzen. Wie vielfältig diese Ziele von den Vereinsmitgliedern mit Leben erfüllt wurden und werden, darum geht es in ihrer Begrüßungsrede.
Fast genauso alt wie unser Verein ist der heutige Ehrengast. Seinen 94. Geburtstag feiert unser Mitglied Friedel Schmidt auch mit uns, in unserem, seinem, Vereinsheim. Friedel steht exemplarisch für das, was die Rüsselsheimer Ortsgruppe stark und vielfältig macht. Das Engagement für den Verein, das Einbringen der eigenen Themen und Interessen.
Ganze 15 Jahre - in zwei Etappen - hat er der Ortsgruppe vorgestanden und hat währenddessen, davor und danach, von gewerkschaftlichem Engagement bis zur Organisation von Wanderungen, viel auf die Beine gestellt. Für ihn, seine Frau Doris und ganz viele andere, war und ist der Verein nie nur Freizeitvergnügen, sondern ein Teil des Lebens.
Ein einschneidendes Erlebnis fiel in Friedels zweite Amtszeit, der Brand des ersten Rüsselsheimer Naturfreundehauses 1993. Dem engagierten Team aus den eigenen Reihen ist es zu verdanken, dass das neue Haus sehr viel größer und somit nutzbarer für mehr Menschen und Veranstaltungen wurde. “Es gab viele Diskussionen, das war zeitweise echt hart”, erinnert sich Wolfgang Hoffmeister, Vorsitzender des Vereins von 1979-1984.
Theateraufführungen, Public Viewing, Handkäsefest, Hochzeitsfeiern und Schulfreizeiten, das alles und noch viel mehr findet seither bei uns statt.
Das kommt auch zur Sprache, als Wolfgang Hoffmeister Gretl Möllendick und Irena und Manfred Nickel durch das Haus führt. Die Hausführungen sind ein Angebot im Rahmen der Feier. Das Ehepaar aus Bauschheim war schon öfter da, “toll, was hier geboten wird. Das ist ein wirklich schöner Ort und es gibt viele interessante Veranstaltungen”, loben Sie.
Anders als die Nickels, ist Gretl seit kurzem Vereinsmitglied. Sie komme immer gerne zum Kuchen essen, sagt sie und ergänzt: “Wenn ich nichts vorhabe, gehe ich zu den Naturfreunden. Da trifft man immer jemanden”.
Die Führungsteilnehmer, die jetzt den Ausblick vom Balkon im ersten Stock genießen, haben nicht nur einen herrlichen Blick auf Wald und Feld, sondern auch auf die Bühne, auf der die Band Best-Age aus Wiesbaden gerade ihr vielseitiges Repertoire aus Pop, Rock, Folk und Swing präsentiert. An den Tischen wird geredet, gegessen, getrunken, zwischen den Bankreihen wuseln fröhlich die Kleinsten herum.
Kurz zuvor haben verschiedene Ehrengäste ihre Grußworte überbracht. Manfred Wittmeier, der Sprecher des Landesvorstands der Naturfreunde, betont, wie wichtig schon immer - gerade in Rüsselsheim, mit Opel und der Nähe zum Flughafen - die internationale Freundschaft ist. “Die Rüsselsheimer haben ein großes Team, das sehr aktiv ist, eine lebendige Gruppe, in der viel Austausch passiert”, sagt er; in Rüsselsheim habe die Generationenübergabe funktioniert. Für die Zukunft sieht er die Transformation der Mobilität und den richtigen Umgang mit der zunehmenden Zuspitzung des öffentlichen Diskurses als große Aufgaben für den Verein.
Oberbürgermeister Patrick Burghardt sagt, man müsse nicht betonen, wie wichtig die Naturfreunde für Rüsselsheim seien, “und das sage ich, obwohl das hier nicht die natürliche Heimat eines Konservativen ist”. Das Naturfreundehaus sei ein wichtiger Treffpunkt; Feiern, wie die zum 1. Mai, eine wichtige Tradition in Rüsselsheim. Er sei dankbar, dass die Naturfreunde so politisch seien, denn “wir müssen die Demokraten der Zukunft ausbilden”. Das sei angesichts der zunehmenden politischen Radikalisierung wichtiger denn je.
Ganz neudeutsch als NGO bezeichnet Hanno Kirsch vom Stadtverband der kulturtreibenden Vereine die Naturfreunde und lobt die hervorragende Arbeit, besonders im Rahmen des Naturschutzes. Schließlich sei eine intakte Natur die Grundlage für alles.
“Die Rüsselsheimer und die Treburer Naturfreunde waren schon immer eng verbunden”, sagt Edgar Wedel, der zweite Vorsitzende der Treburer Naturfreunde. Und er hat auch ein Geschenk dabei. Sein Team organisiert das Schwarmsingen am 2. Oktober in unserem Haus am Langseeweg. Um 20 Uhr wird es starten und alle, die mitsingen wollen, sind herzlich willkommen.
Die Tische und Bänke sind an diesem wunderbar sonnigen Tag gut besetzt, auch die im unteren Teil des Geländes. Hier finden sich einige Attraktionen, die bei einem “normalen” Sommerfest nicht geboten werden.
Da ist - unübersehbar - der sechs Meter hohe Kletterturm, an dem Kinder und Erwachsene, ordentlich angeseilt, ihre Bergtauglichkeit testen können. Wer es eher entspannt, angehen will, kann ein paar Meter weiter kühle Cocktails genießen oder einen perfekten italienischen Espresso schlürfen.
Damit die Rüsselsheimer Aktiven etwas weniger arbeiten und mehr feiern können, ist der Grillstand heute “outgesourced”. Die Steaks und Würstchen sind aber von gewohnt guter Qualität und der Kartoffelsalat findet lobende Erwähnung.
Am Zapfhahn, dem Getränkeverkauf, der Kuchen- und Salattheke und in der Küche gibt es trotzdem noch genug zu tun. Und hier zeigt sich, dass die feierlichen Reden nicht nur warme Worte waren. Mit dem großen Einsatz vieler helfender Hände wird das Sommerfest zum hundertjährigen Jubiläum ein großer Spaß für alle.
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